Mittwoch, 23. Juli 2008

Parmesan und Klassenkampf

Italienurlaub. Jesolo.

Das ist quasi Klassenfahrt. Alle in einem Boot, dein Hotel ist dein Kollektiv. Und ob du willst oder nicht, am zweiten Tag hat sich Bienenstockatmosphäre eingeschlichen. Keiner grüßt sich wirklich, aber man akzeptiert die anderen Personen am Pool, bei den Hotel eigenen Strandliegen als seine Genossen. Und der Nukleus dieser Urlaubsgemeinschaft ist der Speisesaal. Jeder an seinem Tisch, Wein- und Wasserflaschen sind säuberlich mit der Zimmernummer versehen, die vierköpfige Familie, die (immer, egal wann und wo man in der Preisklasse hinfährt) gleich beim Eingang sitzt schweigt sich an.

Nun gibt es da einen Tisch in dem Saal. Gleich neben dem Salatbuffet (Grün, Mais, Karotten [geraspelt]). Auf dem Tisch ein großer Korb mit italienischen Brötchen (ist bekannt, kein Vergleich mit Semmeln, aber trotzdem sind nie mehr als zwei im Korb), daneben eine Sammlung von Parmesanschalen. Ich nenn' sie einfach mal Parmesanschalen. Kennt auch jeder, rundes Glas in Metall gefasst plus Ultra-Fein-Parmesan aus der Dose als Inhalt. Wer die korrekte Bezeichnung weiss, bitte melden.

Also, da stehen drei Parmesanschalen. Für geschätze 40-50 Menschen. Ist Allgemeingut quasi. Zum Tisch nehmen, Parmesan auf der obligatorischen Pasta-Vorspeise verteilen und wieder zurück damit, dann kann jeder mal Streuen. Klingt ganz gut in der Theorie.

Jetzt sitz' ich aber da, habe gerade meine Penne bekommen und der Blick zum Brötchen/Parmesan-Tisch eröffnet mir gähnende leere im Käsebereich. Schnell durch den Raum gespäht und tatsächlich die Zielobjekte ausgemacht. Naja, dann halt warten. Penne werden kalt. Gut, bevor der innerliche Ärgerquotient zu hoch wird, essen wir halt die Penne. Während des gesamten Menuablaufs (frei gewählt am Vorabend) nochmal Blicke in die Runde werfen. Und ja, die Position der Parmesanschalen verändert sich einfach nicht.

Während das Pärchen in der anderen Raumhälfte gierig die Creme Caramel löffelt, verweilt in der Mitte ihres Tisches die Parmesanschale. Die vierköpfige Familie trinkt den letzten Rest Aqua-Minerale, bevor die Eltern in die nächste Spielhalle geschleppt werden sollen und schweigt sich weiter an, derweil der fein geriebene Käse am Tischrand trocken wird.

Ich hätte nie gedacht, das ich in einer Parmesanschale das beste Beispiel finden würde, dass Kommunismus schlicht und einfach nicht funktionieren kann.

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